Wie funktioniert die Beichte?

Beichtstuhl pixabay Foto: Pixabay

Jeder Mensch macht im Lau­fe sei­nes Lebens Feh­ler. Gott sorgt sich für den Men­schen, der schul­dig gewor­den ist, im Sakra­ment der Ver­söh­nung, auch Beich­te genannt.

In der Beich­te bzw. in einem Beicht­ge­spräch bekennt sich der Gläu­bi­ge zu sei­nen Sün­den, die ihn von Gott und sei­nem Wil­len tren­nen, über­nimmt Ver­ant­wor­tung dafür und zeigt Reue. Die Sün­den wer­den von Gott ver­ge­ben. Mit der Abkehr von den eige­nen Sün­den soll so die Zuwen­dung zu Gott und eine Neu­aus­rich­tung einhergehen. 

Vor der Beichte braucht es eine Gewissenserforschung:

Ein Vor­schlag zur per­sön­li­chen Gewis­sens­er­for­schung nach den 10 Gebo­ten Gottes

1. Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst kei­ne ande­ren Göt­ter neben mir haben.
Gott möch­te der Herr mei­nes Lebens sein. Wie viel Zeit neh­me ich mir für ihn? Für das Gebet – mor­gens, abends, bei Tisch? Für die Bibel­le­sung? Wie oft den­ke ich an ihn? Wie groß sind mein Ver­trau­en und mei­ne Hoff­nung auf ihn? War­um ist mir vie­les ande­re wich­ti­ger als Gott?

2. Du sollst den Namen Got­tes nicht ver­un­eh­ren
Wir kön­nen nicht groß genug von Gott den­ken und spre­chen. Habe ich Ehr­furcht vor Gott? Ist das auch in mei­nem Reden und Den­ken über Reli­giö­ses spür­bar? Wel­chen tie­fe­ren Grund könn­te mei­ne feh­len­de Ehr­furcht haben?

3. Geden­ke, dass du den Tag des Herrn hei­ligst!
Der Sonn­tag ist der Tag des Herrn. Ich bin ein­ge­la­den zum Got­tes­dienst der Pfarr­ge­mein­de, ich bin auf­ge­ru­fen, die­sen Tag für die Gemein­schaft (Fami­lie, Pfarr­ge­mein­de) zu gestal­ten. Gehe ich am Sonn­tag zum Got­tes­dienst? Wel­che Bezie­hung habe ich zu mei­ner Pfarr­ge­mein­de? Wirkt sich der Got­tes­dienst in mei­nem Leben aus? War­um miss­lingt mir manch­mal die Sonntagsgestaltung?

4. Du sollst Vater und Mut­ter ehren.
Gott hat mir Vater und Mut­ter geschenkt. Er will, dass ich ihnen dank­bar bin und sie nicht ver­ges­se. Wie ist das Ver­hält­nis zu mei­nen Eltern? Wie viel Zeit und Sor­ge schen­ke ich ihnen? Aus wel­chen Moti­ven? Wie ver­hal­te ich mich gegen­über denen, für die ich Ver­ant­wor­tung tra­ge – als Mut­ter, als Vater? Habe ich genü­gend Zeit für sie?

5. Du sollst nicht töten.
Nach dem Wil­len Got­tes soll ich mich und ande­re Men­schen nicht zer­stö­ren oder schä­di­gen, son­dern auf­bau­en, lie­ben und hel­fen, dass Ver­söh­nung geschieht. Wer sind mei­ne​„Nächs­ten“? Bin ich hilfs­be­reit? Bereit zum Ver­zei­hen und Trös­ten? Schen­ke ich den Ande­ren Für­sor­ge, Lie­be und Aner­ken­nung? War­um habe ich Angst vor neu­en Begeg­nun­gen und drü­cke mich vor sozia­lem Enga­ge­ment?

6. Du sollst nicht ehe­bre­chen.

7. Du sollst nicht stehlen.

8. Du sollst nicht falsch gegen dei­nen Nächs­ten aus­sa­gen.
Gott will, dass ich ehr­lich blei­be und Ande­ren durch mein Reden nicht scha­de. Wie ist mei­ne Spra­che? Kann sich der Ande­re auf mein Wort ver­las­sen? Wo und aus wel­chen Moti­ven her­aus belü­ge ich die Ande­ren und mich selbst? Rede ich schlecht über Andere?

9. Du sollst nicht begeh­ren die Frau / den Mann dei­nes Nächs­ten.
Gott schützt die lebens­lan­ge Bezie­hung zwi­schen Mann und Frau in der Ehe. Wie ist mei­ne Ein­stel­lung zur eige­nen, zur frem­den Ehe? Wie ist mein ehe­li­ches, wie mein vor- oder außer­ehe­li­ches Ver­hal­ten? Wel­ches Ver­hält­nis habe ich zu mei­nem eige­nen Kör­per? Wie rede ich über Sexualität? 

10. Du sollst nicht begeh­ren das Hab und Gut dei­nes Nächs­ten.
Gott ruft mich, das Eigen­tum des Nächs­ten zu respek­tie­ren. Wie gehe ich mit dem Eigen­tum Ande­rer um? Bin ich dank­bar für das, was ich habe? Oder benei­de ich Ande­re? Nut­ze ich mei­ne Fähig­kei­ten, mei­ne Arbeit und mei­nen Besitz ver­ant­wor­tungs­be­wusst? Wel­che Rol­le spielt das Geld in mei­nem Leben? Weiß ich, dass ich nach Mög­lich­keit mit den Armen tei­len muss?

Text: gna​den​ort​-alt​oet​ting​.de

Der Ablauf der Beichte kann so aussehen:

Die Beich­te beginnt damit, dass der Beich­ten­de in den Beicht­stuhl kommt, sich bekreu­zigt und das Kreuz­zei­chen spricht:

B: Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes. Amen.

Der Pries­ter (P) ant­wor­tet zum Bei­spiel: Gott, der unser Herz erleuch­tet, schen­ke dir wah­re Erkennt­nis dei­ner Sün­den und sei­ner Barm­her­zig­keit

B: Amen.

Es folgt das Bekennt­nis des Beich­ten­den. Es soll­te ehr­lich und per­sön­lich sein. Wenn der Beich­ten­de möch­te, kann er auch aus­führ­li­cher von sei­ner Situa­ti­on und sei­ner Schuld bzw. Sün­de erzäh­len. So wer­den für Beich­ten­den und Pries­ter Hin­ter­grün­de und Ursa­chen ver­ständ­li­cher – manch­mal erge­ben sich im Spre­chen auch neue Per­spek­ti­ven und Erkennt­nis­se. Sinn der Beich­te ist es jedoch nicht, dass der Pries­ter genaus­tens Bescheid weiß, son­dern, dass der Beich­ten­de das los wird, was ihn belas­tet. Adres­sat der Beich­te ist nicht der Pries­ter, son­dern Gott selbst. Es ist üblich, das Bekennt­nis mit einem kur­zen Reue­ge­bet abzu­schlie­ßen (etwa: Ich bereue, dass ich Böses getan und Gutes unter­las­sen habe. Erbar­me dich mei­ner, o Herr.).
Danach kommt das Beicht­ge­spräch. Hier kann es sein, dass der Pries­ter noch ein­mal reflek­tiert, was der Beich­ten­de gesagt hat – viel­leicht sogar Tipps gibt oder neue Per­spek­ti­ven eröff­net. Am Ende des Beicht­ge­sprä­ches steht die Über­nah­me eines Buß­wer­kes, das häu­fig aus Gebe­ten besteht. In die­sem letz­ten Teil der Beich­te gibt es kei­ne lit­ur­gi­sche Struk­tu­rie­rung, sie ist dem per­sön­li­chen Gegen­über zwi­schen Beich­ten­dem und Pries­ter, der in der Beich­te Chris­tus selbst ver­tritt, gewid­met. Am Ende des Beicht­ge­sprächs, erteilt der Pries­ter die Los­spre­chung (Abso­lu­ti­on) von den Sün­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen dafür auf der Sei­te des Beich­ten­den vor­lie­gen. Bei die­sen Vor­aus­set­zun­gen han­delt es sich um: 

  • Die Reue über die began­ge­nen Sün­den. Reue muss nicht unbe­dingt mit einem tie­fen Gefühl” der Zer­knir­schung ein­her­ge­hen, sie kann auch aus Ein­sicht entstehen.
  • Das ehr­li­che Aus­spre­chen der Sün­de und Schuld. Es kommt dabei nicht auf die Benen­nung von allem und jedem an, son­dern auf die Dar­le­gung des Kerns des Pro­blems und die Auf­rich­tig­keit dahinter. 
  • Den Vor­satz, schuld­haf­tes Ver­hal­ten zu ändern und Scha­den wie­der gut­zu­ma­chen. Hier geht es um eine erns­te Absicht und wirk­li­ches Bemü­hen, auch wenn die Fra­ge des Gelin­gens der Bes­se­rung noch frag­lich erscheint.

Die Wor­te der Los­spre­chung sind:

P: Gott, der barm­her­zi­ge Vater, hat durch den Tod und die Auf­er­ste­hung sei­nes Soh­nes die Welt mit sich ver­söhnt und den Hei­li­gen Geist gesandt zur Ver­ge­bung der Sün­den. Durch den Dienst der Kir­che schen­ke er dir Ver­zei­hung und Frie­den. So spre­che ich dich los von dei­nen Sün­den. Im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes.

B: Amen.

Text: katho​lisch​.de

Hin­wei­se und wei­te­re Tex­te zur Vor­be­rei­tung und Gestal­tung der Beich­te fin­den sich im Got­tes­lob ab Nr. 593